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AllgemeinFermentation

Fermente im Plastikbeutel?

By 28. November 2018November 1st, 2020No Comments
Fermente im Plastikbeutel?

Immer wieder werden wir angesprochen, warum wir unsere Fermente in einem Plastikbeutel verpacken. Und ich muss zugeben, dass das jedes mal an meinem Gewissen rührt. Und dann rufe ich mir die Argumente ins Gedächtnis, die zur Wahl dieser Verpackung führten. Das Ergebnis ist immer wieder das gleiche: die Wahl war richtig! Aus fast jedem Blickwinkel:

GESUNDHEITLICHE BETRACHTUNGEN

Der verwendete Plastikbeutel ist ein Verbundmaterial aus PE (für den Beutel selbst) und PET (für das Sichtfenster und den Zip-Verschluss).

Das Innere der Tüten bestehen ausschließlich aus monomerem PE. “Monomeres PE” heißt, dass es sich um einen sehr einfach strukturierten kurzkettigen Kunsstoff handelt, der sich leicht formen lässt. Darum benötigt er keinerlei Weichmacher. Es gibt also nichts, was in die Lebensmittel diffundieren könnte!
PE ist seit sehr vielen Jahren im Lebenmittelbereich im Einsatz und darum in diesem Segment der am besten erforschte Kunststoff überhaupt.

PET ist leicht verändertes PE. Um es stabiler zu machen, hat es aber einen nicht so ganz unproblematischen Stoff in sich, das sogenannte Terephthalat. Dieses kann aus dem PE-Molekül nach und nach wieder abspalten und könnte dann auch in Lebensmittel eindringen. Um unseren Beuteln über das PET mehr Festigkeit zu geben, hat man es zur Außenhülle gemacht.Es kommt mit unseren Fermenten gar nicht in Kontakt.
Auf der Lebensmittelseite sind wir also sicher.

ÖKOLOGISCHE BETRACHTUNGEN

Die Materialeigenschaften der Plastikbeutel machen diese Verpackung jeder Glasverpackung überlegen, da sie sehr leicht und nahezu bruchsicher sind.

Glas wäre – ökologisch betrachtet – erst in einem Pfandsystem die bessere Wahl. Und auch dann erst, wenn es mindestens 6 mal den Verwendungszyklus durchläuft!

Dies würde aber bedeuten, dass wir über einen Rücktransport reden müssten, der in einem Versandsystem völlig absurd wäre, da dies zu noch mehr Verkehr führen würde.

Und zu noch mehr Verpackungsaufwand, da Glas ja durch die notwendige Bruchsicherung erheblich mehr Einsatz an Verpackungsmaterial erfordert, um die Gläser zu schützen. Vom Gewicht ganz abgesehen.

Und noch ein Aspekt: Die Lagerhaltung wird über die Beutel extrem minimiert, da sie selbstverständlich zusammengefaltet geliefert werden. Tausend Standbodenbeutel passen so in einen mittleren Karton und nehmen im Lager einen winzigen Platz im Regal ein.
Tausend Gläser mit gleichem Volumen würden im Vergleich dazu einen Platz erfordern, der erst im Antransport im LKW einen ganzen Palettenstellplatz erfordert und dann im Lager nochmal. Raum also, der zusätzlich gebaut werden müsste.

Die Entsorgung der Plastikbeutel erfolgt in Deutschland trotz des Grüne-Punkt-Systems über die Verbrennung. Das ist nicht erfreulich, selbst wenn bei der Verbrennung nur CO2 und Wasser freigesetzt wird. Es entstehen keine giftigen Gase oder Schlacken!

Ein Recycling wäre wohl möglich und somit besser. Hier muss die Recycling-Branche entsprechende Methoden entwickeln. Soviel ich weiß, liegt das in ihrem eigenen Interesse, weswegen sie auch sehr aktiv daran forschen.

Wie sieht es aber bei Einweg-Gläsern aus? Sicher könnten Sie bei sich zuhause darin andere Dinge abpacken. Aber, Hand aufs Herz: wieviele Menschen machen das? Wieviele Gläser braucht man wirklich für solche Zwecke? Oder fliegt am Ende das meiste nicht doch in die Glastonne?

Wenn es aber darin landet, wird es eingeschmolzen. Die dafür nötige Energie ist zwar nur ein Sechstel von dem Energieaufwand, der zum Produzieren einer gleichen Menge PE benötigt wird. Man kann aber aus einem Kilo Glas ca. nur 4 Gläser unserer Größe herstellen. Aus einem Kilo PE aber über 80 Tüten. Damit ist der Energieaufwand je Tüte nur ein Drittel im Vergleich zu dem von einem gleich großen Glas.

Alles spricht für die PE-Beutel. Außer dem folgenden Punkt.

MIKROPLASTIK

PE und PET werden in der Natur nicht abgebaut. Das ist ein Riesennachteil! Unter der UV-Wirkung der Sonne zerfällt die Verpackung zwar, aber sie wird nicht restlos abgebaut. Letztlich bildet sich Mikroplastik, über deren negative Folgen gerade ausführlich in den Medien berichtet wird.

Aber auch vorher schon ist die Gefahr, dass Tiere dieses Material versehentlich fressen durchaus gegeben. Da sie es nicht verdauen, können sie bei gefülltem Magen verhungern. Das ist furchtbar.

Zum Glück haben wir alle es selbst in der Hand, sowas zu verhindern, indem wir diese Tüten eben nicht achtlos entsorgen! Der beste Platz für leere Tüten ist letztlich die gelbe Tonne!

Neue Verpackung in 2020?

Ich bin nicht glücklich mit dem grünen Farbton der verwendeten Verpackung. Diese Farbe ist ein Grund, warum meine Fermente noch nicht im Handel zu finden sind. Anfang 2020 hatte ich ein Material gefunden, das mir deutlich besser gefiel – optisch jedenfalls. Es war eine Packpapiertüte mit seitlichen Sichtfenstern.

Fermente im Plastikbeutel? 3Diese Tüten sahen so aus wie in der Abbildung hier rechts.

ABER: sie bieten aus verpackungsökologischer Sicht keinerlei Vorteil, da das Papier beschichtet sein muss.

Und – die Beutel hatten eine technologisch bedingte “Sollbruchstelle”. Fünf Prozent der Tüten gingen während des Versands kaputt – immer an der selben Stelle. Ich musste den gesamten Bestand an den Hersteller zurück geben.

Nun, im Oktober 2020, sind wir wieder auf der Suche. Mein Sohn Georg kümmert sich darum. Und ich bin optimistisch, dass wir fündig werden.

Wenn Sie Tipps haben – bitte melden Sie sich!

Vielen Dank!

 

Quellen:
Wikipedia
utopia.de
Ökobilanz von Packstoffen
Ökobilanz von Glasverpackungen

Olaf Schnelle

Ich bin Gärtner. Für mich hätte es keinen besseren Beruf geben können. So eng mit der Natur zu arbeiten und dabei sinnvoll Produktives zu tun, ist ein richtig schönes Ding. Nahrungsmittel zu schaffen, die diesen Namen im wörtlichen Sinne verdienen, ist ein essentieller Prozeß. Mein Anliegen ist, dies so zu tun, dass kreative Köche damit etwas schaffen, das für mich viel mit Kunst zu tun hat.

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